Der Hund und der Mensch sind gar nicht so sehr unterschiedlich: Es gibt unglaublich viele Rassen, Charaktere und Eigenarten, Gewohnheiten und Vorlieben. Auch über sehbeeinträchtigte Hunde habe ich schon einmal einen Artikel erstellt. Eine Leserin fragte über das soziale Netzwerk, wie sie mit einem Welpen aus ihrem Wurf umgehen soll, der taub ist. Daher gehe ich sehr gerne auf das Thema ein, denn selbstverständlich können auch gehörlose oder schwerhörige Hunde eine hervorragende Erziehung genießen und ein durchaus glückliches Hundeleben führen. Wichtigste Zutaten hierfür sind haargenau dieselben, wie bei hörenden Hunden: Geduld, Liebe und Konsequenz. Schließlich gehen ja nur die Ohren nicht so gut, wie bei den Wurfgeschwistern – Nase, Beine, Neugierde, Schmuselust, Fell, Pfoten und Freude beim Spielen funktionieren darüber hinaus mindestens genauso gut, wie bei den Hunden, deren Ohren ihnen im Alltag helfen.
Ursachen für Taubheit beim Hund
Die Ursachen für Schwerhörigkeit und Taubheit beim Hund sind sehr mannigfaltig: Die Taubheit kann angeboren sein, sodass der Welt bereits ohne Gehör das Licht der Welt erblickt. Gehörverlust kann entstehen durch massive und verschleppte Mittelohrentzündungen, ebenso können hierfür auch Haare, Ohrenschmalz und Wasser oder Schmutz ursächlich sein. Tumore können den Gehörgang verstopfen bzw. einengen. Zudem gibt es, auch wie beim Menschen, die klassische Altersschwerhörigkeit. Auch Gifte können Einfluss nehmen auf das Gehör des Hundes. Damit muss kein Giftköder gemeint sein, sondern auch Medikamente wie Zytostatika können die Ursache sein. Wenn der Hund, beispielsweise im Ausland, einer Lärmexplosion ausgesetzt war, kann es zum Knalltrauma und Tinnitus kommen. Das Knalltrauma vergeht im Idealfall nachdem sich das Trommelfell wieder erholt hat. Tinnitus beschreibt ein Pfeifen im Ohr, das dann meist dauerhaft vorhanden ist.
Woran Du merkst, dass Dein Hund schlecht oder gar nicht hören kann
Generell können Welpen erst etwa ab der 2. Lebenswoche hören, denn da öffnet sich der Gehörgang erst richtig. Bei vor allem der einseitigen Taubheit kommt es beim Hund meist zu Orientierungslosigkeit. Testen kannst Du das, in dem Du den Hund rufst mit einigen Metern Abstand. Auch kannst Du beim tauben Hund feststellen, dass er weder auf die Türklingel anspringt, noch aufsteht wenn er soll. Motorische Störungen können ebenfalls auffallen, denn da das Ohr das Gleichgewichtsorgan darstellt, kann es zu Schwindel und somit zu Schwanken kommen und nicht hörende Hunde können oftmals nicht schwimmen.
Wie arbeite ich nun mit Kommandos und Befehlen?
Du ersetzt akustische Kommandos und Befehle durch Zeichen. Es werden somit Handzeichen trainiert. Dein Hund ist weder unaufmerksam, noch dumm, nur weil er körperlich nicht dazu in der Lage ist, Töne wahr zu nehmen.
Gehörlose Hunde haben oft Angst davor, das Rudel zu verlieren, daher ist es ein Leichtes, sie an das Spazierengehen ohne Leine zu gewöhnen. Damit vermittelst Du Deinem Schatz außerdem Selbstvertrauen. Geübt werden sollte unbedingt auf weitem Feld, wo bitte kein Autoverkehr stört, aber gerne auch andere Hundehalter mit ihrem Fellkindern spazieren gehen.
Leichter fällt zudem die Erziehung eines tauben Hundes, wenn er als Zweithund mit einem hörenden, erzogenen Hund gehalten wird. Nur, weil ein Hund nicht hören kann, muss er nicht eingesperrt werden. Ausgelastet gehört er dennoch und Schreckhaftigkeit ist diesbezüglich ein Ammenmärchen. Allerdings ist es Tatsache, dass gehörlose Hunde sehr aufmerksam und anhänglich sind. Daher solltest Du Dich, wenn Du Dich ehrenwerterweise für einen Hund entscheidest der nicht hören kann, moralisch auf einen verkuschelten Bettpartner einstellen, denn ein tauber Hund braucht viel Körperkontakt.
Was auch hervorragend bei der Erziehung unterstützen kann, ist eine Taschenlampe. Damit kann man den Hund durchaus zurückrufen. Das Licht der Lampe ersetzt z.B. das Kommando „Hier!“ und wirkt eben nur optisch, statt akustisch. Allerdings darfst Du dem Hund nicht in die Augen leuchten, sondern vor ihn, auf den Boden.
Wer ein weiteres Hilfsmittel haben möchte, sichert sich mit einem Vibrationshalsband ab. Über dieses Halsband kannst Du dem Hund das Signal zum Appell geben ohne, dass hierfür Gehör notwendig wäre.
Kann man Taubheit behandeln?
Schwerhörigkeit kann man oftmals verbessern, Taubheit selten heilen. Selbstverständlich kommt es auf die Krankheitsursache und deren Ausgeprägtheit an. Es gibt inzwischen sogar Hörgeräte für Hunde, um ihnen den Alltag zu erleichtern. Handelt es sich um entzündliche oder Tumorkrankheiten, kann auch manchmal geholfen werden durch medikamentöse Behandlung oder einen operativen Eingriff.
Welche Rassen haben vermehrt Schwierigkeiten mit dem Gehör?
Besonders gefährdet sind Hunde, die mit weißem Fell zur Welt kommen. Bekannt ist eine genetische Disposition insbesondere beim Bull Terrier, Dogo Argentino, dem Jack Russell, Australien Cattle Dog und dem Dalmatiner.
Prinzipiell sollten Hunde, die von Geburt an taub sind, kastriert werden. Schon allein deswegen, weil Züchter zum Einschläfern tendieren, da solche Tiere keinen finanziellen Ertrag einbringen.
Foto © javier brosch – Fotolia.com
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