Kangal

Türkischer Hirtenhund mit ausgeprägtem Schutztrieb

kangal wesen

Der Kangal gehört zu den 10 größten Hunderassen der Welt und ist bereits durch seinen Körper sehr imposant. Mit seiner mächtigen Gestalt, dem dicken wolligen Fell und der schwarzen Gesichtsmaske ist er ein sehr beeindruckender Hund mit ausgezeichneten Hüte- und Wachhund Qualitäten.

[affilipus_product_box asin=”3936188084″]

Geschichte & Herkunft des Kangal

Wer einmal als Tourist in der Türkei war und einen Ausflug zu den anatolischen Nomadenfamilien gemacht hat, der hat den Kangal bestimmt schon gesehen. Allerdings nennen ihn die Nomaden Karabaş, das bedeutet ungefähr “Schwarzkopf”. Für die FCI gibt es den Kangal bis heute nicht als eigenständige Rasse. Sie erkennt nur die Rasse Anatolischer Hirtenhund oder auf türkisch Çoban Köpeği an, von dem es drei unterschiedliche Schläge gibt, den Typ Kangal, den Typ Akbaş türkisch “Weißkopf” und den Kars-Hund. Alle drei sind äußerlich recht verschieden und kommen auch in verschiedenen Gebieten der Türkei vor.

Der nationale türkische Zuchtverband KIF hat deshalb den Kangal als eigenständige Rasse anerkannt und bemüht sich sehr um deren internationale Anerkennung, die es bis heute nicht gibt. Im Grunde besteht aber heute weitgehend schon Konsens darüber, dass sich der Kangal genetisch und in seinen Eigenschaften deutlich vom Akbaş, dem weißen Herdenschutzhund aus Anatolien und vom Kars-Hund runterscheidet und die Zusammenfassung dieser Hunderassen zum Anatolischen Hirtenhund wissenschaftlich betrachtet falsch ist. Seit Mitte des 20.Jahrhunderts existiert ein türkischer Rassestandard, nach dem der Kangal gezüchtet wird. Sein Name stammt von der Kleinstadt Kangal in der türkischen Provinz Sivas. Die dort ansässige gleichnamige Großgrundbesitzerfamilie gilt als Begründerin der Zucht reinrassiger Kangals. Im Jahr 1965 wurden die ersten Tiere nach Großbritannien gebracht und verbreiteten sich dann über weite Teile Europas und der USA.

Zahlen, Daten & Fakten

  • Herkunftsland: Türkei
  • Lebenserwartung:
  • Gewicht Rüden: 50 – 66 kg
  • Gewicht  Hündin: 41 – 54 kg
  • Rüden: 77 – 86 cm
  • Hündinnen: 72 – 77 cm

Verwendung

Will man das Wesen der Anatolischen Hirtenhunde und damit auch des Kangal begreifen, dann muss man wissen, wie diese Tiere seit Jahrtausenden gehalten wurden und in ihrer Heimat zum Teil auch heute noch leben. Sie folgten den Nomaden und ihren Schaf-und Ziegenherden, beschützten diese vor wilden Tieren und Räubern. Familienhunde waren sie nie, sie lebten das ganze Jahr über im Freien und waren weitgehend auf sich selbst gestellt und recht unabhängig von den Menschen. Ihre Besitzer warfen ihnen höchstens mal etwas zum Fressen vor, Zuneigung und weitergehende Beachtung fanden sie kaum. Sie wurden zur Arbeit gehalten und erledigten ihre Aufgaben selbstständig, ohne Erziehung und Führung. Wenn ein wildes Tier, ein anderer Hund oder fremde Menschen die Herde angriffen, beschützte sie der Hund mit Mut, Kraft und auch mit Härte. Trotzdem waren die Anatolischen Hirtenhunde nie die Bestien, als die sie manchmal dargestellt werden.

kangal portrait

Im Gegenteil, nur Tiere mit Intelligenz, hoher Reizschwelle und großer Anpassungsfähigkeit konnten die schwere Arbeit als Herdenbeschützer überhaupt leisten, Aggressive und bösartige Tiere konnten nicht verwendet werden und wurden von den Hirten ausgemerzt. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts sieht man auch in der Türkei den Kangal etwas anders. Er ist heute fast ein Nationalsymbol steht für Mut und Tapferkeit. Sogar auf einer türkischen Briefmarke wird der Hund dargestellt, ist auf vielen Bildern zu sehen und als Maskottchen bekannt. Der Kangal wird in seiner Heimat auch als Diensthund bei Armee und Polizei benutzt. Für viele Halter, für allen Europäer und Amerikaner aber auch für deutsch-türkische Migranten ist der mächtige Kangal auch ein Statussymbol und soll Doninanz und Stärke seines Halters ausdrücken.

Klassifikation, Zuchtstandard & Rasse Standard

  • Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer –Molossoide – Schweizer Sennenhunde
  • Sektion 2: Molossoide
  • 2.2 Berghunde
  • Ohne Arbeitsprüfung

Der Charakter & das Wesen des Kangal

kangal wesenMit dem Kangal ist es, wie mit vielen anderen Hunderassen auch. Die Lebensumstände, mit denen er zurecht kommen musste haben über lange Zeit seinen Charakter geformt und einen sehr selbständigen, schwer lenkbaren, aber mutigen Hund geformt, der starke Beschützerinstinkte zeigt und seinen Besitz verteidigt. Er ist aber gleichzeitig ein sehr intelligenter und anpassungsfähiger sensibler Hund. Die wachsende Beliebtheit der Hunderasse und ihre Eigenwilligkeit führt immer wieder dazu, dass sich Menschen einen solchen Hund anschaffen, die nicht für seine Haltung geeignet sind. So landen viele Kangal im Tierheim, eine sehr traurige Entwicklung. Dazu kommt noch, dass Tiere der Rasse in einigen deutschen Bundesländern als “vermutlich gefährlich” eingestuft wurden. Dabei hat ist das Kangal Wesen bei konsequenter Erziehung, artgerechter Haltung und ausreichender Beschäftigung überhaupt nicht gefährlich, sondern vielmehr ist er ein sehr liebevoller, freundlicher und genügsamer Familienhund für Leute, die ihm gerecht werden.

Im Umgang mit Familie & Kindern

Der Kangal ist von Natur aus menschenfreundlich, friedfertig, kinderlieb und tolerant. Er wird Menschen nichts tun, wenn er sich nicht dazu gezwungen sieht. Schließlich lebten seine Vorfahren frei in menschlichen Siedlungen und es kam ständig zu Begegnungen auch mit spielenden Kindern. Niemand duldete in seinem Dorf oder der Nomadensiedlung einen Hund, der Menschen anknurrte oder gar biss. Das wäre sein sofortiges Ende gewesen. Zu Mitgliedern seines Menschenrudels ist der Kangal erst recht liebevoll. Allerdings ist er schon durch seine Größe und seine Kraft kein Schmusehund. Er ist schon recht stürmisch und kann beim Herumtoben ein Kind und so sogar einen Erwachsenen schon einfach mal umhauen. Auch für viele Spiele, die andere Hunde überaus lieben, hat der Kangal oft kein Interesse. Warum zum Beispiel immer wieder einem Stock oder Ball nachjagen? Er teilt lieber seine Kräfte ein, bis er sie wirklich braucht.

Im Umgang mit Fremden

Fremden Menschen gegenüber ist der Kangal in aller Regel ebenfalls freundlich aber zurückhaltend. Man sollte ihn aber nicht anfassen und nicht in Abwesenheit des Halters oder eines anderen “Rudelmitgliedes” sein Reich betreten. Akzeptieren die den Besucher, wird es der Kangal ebenfalls tun. Weil der Kangal ein guter Wächter ist, bellt er auch häufig und das durchdringend laut, sobald jemand an seinem Grundstück vorbeigeht. Deshalb ist für die Kangal-Haltung ein ländliches Grundstück optimal. Allerdings muss man auch einkalkulieren, dass für diesen Hund sein Revier nicht am jeweiligen Zaun endet, sondern so weit reicht, wie er sehen kann. Und das ist sehr weit. Ein hoher und stabiler Zaun ist also kein Luxus, wenn man einen Kangal zum Hausgenossen hat. Auch eine andere Marotte haben fast alle Herdenschutzhunde, also auch der Kangal. Sie buddeln sehr gerne, schaffen sich Schlafkuhlen und richtige Erdhöhlen und sie unterhöhlen auch Zäune, um wirklich ihr ganzes Territorium “kontrollieren zu können.

Im Umgang mit anderen Hunden & Haustieren

Fremden Artgenossen und besonders gleichgeschlechtlichen gegenüber ist der Kangal oft recht aggressiv und auch dieses Verhalten ist in seiner Geschichte begründet. Schließlich ist Herdenschutz ohne Aggressionspotential ganz einfach unmöglich. Deshalb es unerlässlich, das der Mensch am anderen Ende der Leine sein Tier wirklich unter Kontrolle hat und bei Begegnungen mit anderen Hunden Vorsicht und Vorausschau walten lässt. Anders sieht es mit anderen Hunden im eigenen Haushalt aus. Wenn die Rangordnung klar ist, ist der Kangal sehr rudelfähig. Andere Haustiere wir Katzen leben in Reichweite eines Kangal unter Umständen gefährlich und sollten ihm lieber weiträumig aus dem Weg gehen. Es gibt aber durchaus auch bei dieser Rasse Hunde, die die Haus-und Hofkatzen tolerieren.

Bewegungsdrang

Der Bewegungsdrang eines Kangal ist groß und man muss ihm schon ordentlich Auslauf bieten. Neben ausgedehnten Spaziergängen mag der Kangal Auslauf auf einem großen Grundstück, wo er auch gerne mal nachts im Freien bleibt und wacht (sofern sein Gebell die Nachbarn nicht stört. Ein Wohnungshund oder Zwingerhund ist der Kangal nicht. Hundesport aller Art gefällt ihm meistens nicht und er zeigt sich in aller Regel sehr unkooperativ.

Der Jagdtrieb

Kangals haben, obwohl sie nicht als Jagdhunde eingesetzt worden, oft sehr starken Jagdtrieb. Der stammt noch aus Zeiten, als sich die Herdenschutzhunde zum großen Teil selbst um ihre Nahrung kümmern mussten. Aber auch hierbei gibt es durchaus Ausnahmen.

Auflagen & Einreisebestimmungen

In folgenden Bundesländern steht der Kangal auf der Rasseliste 2
  • Hamburg
  • Hessen
[affilipus_product_box asin=”3933228298″]
Folgend die Länder, die besondere Einreisebestimmungen haben bzw. die Einreise gänzlich untersagen.

Optik und Fell

Der Kangal, besonders aus europäischen Zuchten, ist ein sehr großer Hund mit schwerem Knochenbau. Ein ausgewachsener Kangal-Rüde kann durchaus eine Schulterhöhe von 80 cm und noch höher erreichen und um die 70 Kilogramm schwer werden. Der türkische Kangal ist durchschnittlich etwas kleiner und leichter. Der Kopf des Kangals ist ist groß und breit, die Stirn gewölbt, die Schnauze tief und stumpf. Auffällig ist eine schwarze Maske und auch die hängenden Ohren sollten schwarz sein. Er hat relativ kurzes aber dichtes dickes Fell mit feiner Unterwolle. Als Fellfarben kommen creme, gelblich aber auch verschiedene graue Farbtöne vor. Die Augen des Kangal sind dunkel und mangelförmig.

Pflege und Haltung

Die Fellpflege ist beim Kangal relativ unkompliziert. Einmal pro Woche gründlich bürsten ist allgemein ausreichend. Nur während des Fellwechsels sollte der Hund öfter gebürstet werden. Regelmäßiges Baden ist nicht angebracht und der Hund möchte es auch nicht.

Kangal Erziehung

Der Kangal braucht einen erfahrenen, durchsetzungsfähigen und respektvollen Besitzer und eine konsequente Erziehung, die schon im Welpenalter beginnen muss. Einen erwachsenen, unerzogenenen oder schlecht erzogenen Hund dieser Rasse kann man nur noch sehr schwer in die rechte Bahn lenken. Dieser Hund ist ein Spätentwickler, der erst mit rund 3 Jahren ausgewachsen ist. Ab diesem Zeitpunkt neigt er viel mehr als der Welpe und Junghund zu Dominanz und zum Eigensinn. Wenn dann die Rangordnung nicht ganz klar definiert ist, kann dieser tolle Hund für seine Besitzer zum Alptraum werden.

Anfälligkeiten & häufige Krankheiten

Spezielle Rasse-typische Erkrankungen sind beim Kangal nicht bekannt, die Rasse ist allgemein sehr robust und wenig anfällig für Krankheiten. Allerdings treten wie bei allen großen Hunderassen manchmal Hüftdysplasien und auch die gefürchtete Magendrehung auf. Große Vorsicht ist geboten, wenn der Tierarzt einen Kangal in Narkose legen muss. Er reagiert auf Narkose und selbst auf Beruhigungsmittel oft überempfindlich. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Kangal liegt zwischen 9 und 11 Jahren.

Was kostet ein Kangal Welpe vom Züchter?

Ein Kangal-Welpe kostet beim Züchter mindestens 1500 Euro, häufig noch mehr. In vielen Tierheimen warten Kangals auf Vermittlung und hier bekommt man sie schon für 200 bis 300 Euro. Allerdings sind sie wirklich keine Hunde für jedermann und gerade erwachsene Tiere oft sehr schwierig im Umgang. Selbst Hundeerfahrung mit anderen Rassen hilft hier oft nicht wirklich weiter.

Kanki das WM-Maskottchen war ein Kangal

Bei der U-20-Fußball-Weltmeisterschaft 2013 in der Türkei war das offzielle Maskottchen ein Kangal Welpe.

Zusammenfassung

Komprimiertes Wissen
  • Kein Anfängerhund!
  • Gehört zu den zehn größten Hunderassen der Welt
  • Teils mit ausgeprägtem Jagdtrieb.

Kangal in Not

Ein Kangal gehört nur in erfahrene Hände. Sowohl bei der Beschäftigung als auch beim Platzangebot muss hier mehr als bei den meisten Hunderassen angeboten. Die Enttäuschung ist groß, wenn man feststellt, dass der Hund nicht den eigenen Erwartungen entspricht und noch größer, wenn man feststellt, dass man dem Hund nicht gewachsen ist. Und eher er sich versieht, gerät der Kangal in Not. Natürlich gibt viele Gründe, die zur Abgabe führen. Diese sind häufig im Privaten zu suchen: Umzug in die Stadt, Arbeitsplatzwechsel und Trennung sind nur einige Gründe.

[affilipus_product_box asin=”3936188084″]

 

Über Daniel 327 Artikel
Bis auf wenige Jahre während meiner Ausbildung habe ich immer mit Hunden zusammen gelebt. Und ohne kann ich mir das Leben auch kaum vorstellen. Geht bestimmt, aber macht das Sinn?