Tierarztangst

Es ist kurios: Jeder Hund, den ich kenne, wird pünktlich kurz vor einem Termin beim Tierarzt mindestens nervös, wenn nicht sogar ängstlich. Bereits am Abend vor dem Termin zur Auffrischungsimpfung oder ähnlichem werden die Vierbeiner unruhig und am Morgen ist dann gleich alles vorbei. Die Fahrt zur Praxis wird zur Nervenprobe für Mensch und Tier. Letzteres zittert nicht selten wie Espenlaub, sobald es auch nur schon in das Wartezimmer geht. Viele Hundehalter wundern sich schwer, wo der Hund doch seit dem Welpenalter in ihrem Besitz befindlich ist und noch nie eine schlechte Erfahrung mit dem Tierarzt des Vertrauens gemacht hat. Beim Menschen nennt man das das „Weißkittelsyndrom“. Dabei kann der Blutdruck massiv ansteigen und es kann, auch infolge dessen, zu Kopfschmerzen kommen, bis hin zu Nasenbluten und Schwindel. Inwieweit Dein Fellkind leidet, was Du dagegen tun kannst und woran es eigentlich liegt, dass er so bibbert, habe ich für Dich mal genauer unter die Lupe genommen.

Ursachen für diese Angst vor dem Tierarzt

Ich habe mir ein einfaches Beispiel überlegt: Wenn Du mit Deinem Kind noch niemals beim Zahnarzt gewesen bist und dann muss er oder sie dort hin und beim ersten Termin wird dort Karies festgestellt und der Bohrer gezückt – wie wird das Kind reagieren? Richtig, es bekommt automatisch Angst vor dem Gang zum Zahnmediziner.

Ähnlich verhält es sich auch bei Deinem Hund und dem Tierarzt: Der Hund ist sehr sensibel und merkt schnell, wenn Du unter Spannung stehst. Dieser Stress überträgt sich auf Dein Haustier ohne, dass es weiß, warum das so ist.

Eine weitere Ursache kann sein, dass Dein Hund eventuell bereits Erfahrungen beim Tierarzt sammeln konnte. Gerade bei Hundehaltern, die ihren Liebling nicht vom Welpenalter an bei sich haben ist ungewiss, was vorangegangen ist. Gerade Hunde aus dem Ausland kennen zumeist gar keine tierärztliche Fürsorge und müssen somit erst lernen, damit umzugehen. Schließlich riecht es alleine schon völlig anders, als bei normalen Umgebungen. Hier vermischen sich Dürfte anderer Tiere und Desinfektionsmitteln, sowie Angst, denn auch Angst können sie wittern.

Symptome

Der Schwanz wird meist eingeklemmt, oft zittert der Hund – manchmal bereits am gesamten Vortag vor dem Besuch beim Tierarzt. Vor Ort dann kann es besonders schlimm werden: Starkes Hecheln und Speicheln drückt den Stress des leidenden Tieres aus. Meist hat der Vierbeiner, auch am Vortag schon, keinen Appetit und wirkt nahezu lethargisch. An Nachtschlaf ist oft nicht zu denken. Entsprechend malade wirkt das Tier dann am Morgen des bevorstehenden Termins. Die Prägephase des Welpen findet in der 5. Bis 12. Lebenswoche statt – ist hier vieles versäumt worden oder fanden sogar traumatische Erlebnisse statt, braucht dieser Hund ganz besonders viel Geduld und liebevolle Unterstützung.

Lösungswege gegen die Angst

Gerade, wenn Du Dein Fellkind ab dem Welpenalter bei Dir hast, hast Du so viele Möglichkeiten, prophylaktisch gegen Panik vor dem Tierarzt zu handeln. Bereite ihn oder sie vor: Ihr spaziert ganz regelmäßig zur Tierarztpraxis. Hier darf Dein Hund das Wartezimmer, am besten morgens, beschnüffeln. Im Wartezimmer riecht es dann noch nicht so stark nach so vielen anderen Tieren. Dieser Ritus wird regelmäßig wiederholt und im Wartezimmer sollte es unbedingt ein Leckerli geben. Dieser Belohnungseffekt wirkt kleine Wunder. Zudem passiert dort zunächst nichts weiter, denn dieser Gang soll möglich normal stattfinden.

Zudem kannst Du auch schon Zuhause damit beginnen, Deinen Hund daran zu gewöhnen, dass er eben ab und an mal „untersucht“ wird: Zuhause, also in gewohnter Umgebung, kannst Du Deinen Vierbeiner einfach immer mal auf einen Tisch stellen und ihm in sein Maul schauen und seinen Bauch abtasten. Damit gewöhnt er sich auch schon mal vorab an diesen Ritus, wie er irgendwann beim Tierarzt stattfinden wird.

Versuche auch, selbst immer ganz gelassen dem Tierarzttermin entgegen zu blicken. Denn Deine innerliche Aufgewühltheit überträgt sich automatisch auf Deinen Hund.

Hunde, die erst später in ihr Zuhause kommen und womöglich im Voraus eine negative Erfahrung mit dem Tierarzt machen mussten sind deutlich entspannter, wenn der Termin per Hausbesuch stattfindet. Bitte Deinen Tierarzt, in die gewohnte und gemütlich Umgebung Deines Hundes zu kommen, um gegebenenfalls die noch fehlende Impfung Zuhause zu verabreichen. So muss Dein Hund sich nicht mit einer neuen Umgebung mit neuen Gerüchen und fremden Eindrücken auseinandersetzen.

Medikamentöse Unterstützung

Bei sehr leidenden Angsthunden wird manchmal zur Chemiekeule gegriffen, was generell natürlich möglichst vermieden werden soll. Daher gibt es, als Alternative, noch die Möglichkeit der Bachblütentherapie: Rescue-Tropfen in das Futter des Lieblings gegeben machen ihn nicht lethargisch oder schläfrig, sondern innerlich einfach ruhiger und entspannt.

Foto © Andres Rodriguez – Fotolia.com

Über Daniel 327 Artikel
Bis auf wenige Jahre während meiner Ausbildung habe ich immer mit Hunden zusammen gelebt. Und ohne kann ich mir das Leben auch kaum vorstellen. Geht bestimmt, aber macht das Sinn?

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