Der Hund als Lebensretter

peter heimberger

Heute zu Gast im Interview ist Peter Heimburger. Der erfahrene Hundetrainer aus dem Münchener Raum spricht mit uns über die Ausbildung des Hundes zum Bergretter, Trainingsmethoden und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Vierbeiner bei Bergeinsätzen.

Herr Heimburger, ist es möglich , dass ein Hund Menschenleben rettet?

Aber natürlich! Der wohl bekannteste Lebensretter dürfte wohl der Schlittenhund Balto gewesen sein. Im Winter 1925 brach in Nome eine Diphtherie-Epidemie aus. Das Serum, welches die Krankheit aufhalten sollte, befand sich im circa 1600km entfernten Anchorage. Da es zu der Zeit keine Straßen nach Nome gab und Flugzeuge wegen des schlechten Wetters nicht fliegen konnten, entschied man sich das Serum per Hundeschlitten nach Nome zu bringen. In den unterschiedlichen Orten wurden die Hundegespanne ausgetauscht, sodass ein Hund nicht die komplette Strecke alleine bewältigen musste.

Auf der zweitletzten Etappe übernahm der Norweger Gunnar Kaasen mit seinem Leithund Balto das rettende Serum. Die schlechten Wetterbedingungen ließen Kaasen mit seinem Gespann vom Weg abkommen. In dieser aussichtslosen Situation bat er Balto ihm zu helfen und den Weg zu finden. Balto erkannte die aussichtslose Lage seines Herrchens und begann mit der Nase voran sich langsam fortzubewegen. Als er die Spur der vorherigen Gespanne witterte, steigerte er sein Tempo.  Balto hatte es durch seinen Geruchssinn geschafft, das Serum rechtzeitig nach Nome zu bringen. Zu Ehren dieser Tat wurde Balto im Central Park von New York eine Statue errichtet.

Inwieweit lässt sich diese Hundeheldentat auf heute übertragen?

Heute werden Hunde in den verschiedensten Bereichen zum Schutz von Menschen eingesetzt. Ein Beispiel ist der Einsatz von Hunden vor wichtigen Veranstaltungen, um rechtzeitig Sprengstoff oder Waffen zu finden. Bei weltweiten Rettungseinsätzen nach Erdbeben, Naturkatastrophen oder Lawinenabgängen werden Rettungshunde angefordert. Ohne die feine Nase der Hunde wären viele Verschüttete wohl nicht mehr rechtzeitig gefunden worden. Weniger Bekannt ist, dass Hunde auch bei der Suche nach verwundeten Soldaten eingesetzt werden. Generell werden vermisste Personen mit Flächensuchhunden oder Mantrailern von der Polizei oder Rettungsorganisationen gesucht. Die Einsatzmöglichkeiten von Hunden ist fast unbegrenzt!

hund als lebensretter
Copyright: Peter Heimburger

Was sind das für Hunde, die dort eingesetzt werden? Diese müssen bestimmt speziell trainiert werden?

Die Bandbreite der Hunderassen ist heutzutage recht groß. Da ist vom Schäferhund bis zum Pudel ziemlich alles mit dabei. Wichtig ist, dass der Hund ein ausgeglichenes Wesen ist und dass ein entsprechender Arbeitswille vorhanden ist. Zudem sollten die Hunde nicht zu alt sein, damit sich das Training lohnt.

Die Hundeführer der verschiedenen Rettungsorganisationen trainieren in der Regel zwei bis drei Mal in der Woche. Bevor ein Hund- Mensch- Team zu einem Einsatz gerufen werden kann, muss das Team verschiedene Prüfungen durchlaufen. Dieser Leistungsstand wird nach bestandener Erstprüfung immer wieder abgefragt, damit in einer Gefahrensituation schnelles und richtiges Handeln beider Parteien möglich ist. Es steckt sehr viel Zeit dahinter bis alles funktioniert, zumal die Helfer diese Tätigkeit in ihrer Freizeit ausüben und keine Bezahlung dafür bekommen.

hund bergretter
Copyright: Peter Heimburger

Der Hund als Lebensretter ist anscheinend nur etwas für Profis?

So sieht es auf den ersten Blick aus, aber jeder kann mit etwas Geduld und Zeit seinen Hund richtig ausbilden. Ein guter Vergleich ist der Weg zum Führerschein! Auch dieser Weg dauert etwas länger und ist mit Übung verbunden. Auch der eigene Familienhund kann dazu ausgebildet werden, Menschenleben zu retten.

Das kann doch sicherlich nicht jeder Hund?

Ja, das werde ich oft gefragt. Aber darauf gibt es von mir nur eine Antwort: Hat der Hund eine Nase? Kann er laufen? Mehr braucht er erst einmal nicht. Ihm das Suchen beizubringen, ist dann meine Aufgabe. Es spielt dabei keine Rolle wie alt der Hund ist. Ich hatte vor kurzem eine 14 Jahre alte Hündin im Training und diese war trotz ihrer Erblindung mit Begeisterung dabei. Wir Menschen meinen immer, dass kann mein Hund nicht, aber er kann es! Die Leistungsfähigkeit dieser Nasen ist für uns kaum vorstellbar.

lawinenhund peter heimburger
Copyright: Peter Heimburger

Also lohnt sich ein Training auch im Alltag?

Selbst wenn man seinen Hund nie für den  Realeinsatz benötigt. So hat die Ausbildung für Mensch und Hund viel Spaß bereitet. Das sollte beim Training nie vergessen werden! Schließlich hat dies unser „Freunden mit der kalten Schnauze“ durch das was er uns gibt verdient.

Zurück zum Ersthelfer: Wie sieht ein möglicher Einsatz eines Hundes in den Bergen aus?

Ein sehr gutes Beispiel! Viele Outdoor-Begeisterte sind auf Ski oder Snowboards im Schnee unterwegs. Hier wäre es sinnvoll, wenn ich meinen Hund als Ersthelfer bei einem eventuellen Lawinenunglück einsetzten könnte. Für einen Verschütteten ist Zeit das oberste Gebot. Erst muss natürlich der Notruf abgesetzt werden, um die Rettung durch die Bergwacht zu organisieren. Danach geht es selbst auf die Suche mit der mitgeführten Ausrüstung. Könnte ich dann noch gleichzeitig meinen Hund mit auf die Suche schicken, würde dies einen immensen Zeitvorsprung schaffen. In verschiedenen Tests habe ich ausprobiert, wer schneller den Verschütteten findet. Mein Hund oder der Mensch mit der Notfallausrüstung? Der Hund war immer schneller! Er bewegt sich viel weniger auf einem Schnee-/Lawinenfeld als der Mensch und seine Nase ist nun mal ein kleines Wunderwerk. Dem Verschütteten ist es egal, wer ihn findet. Hauptsache er wird schnell gefunden.

Ein gutes Beispiel wie sehr ein Hund dem Menschen in einer aussichtslosen Notsituation helfen kann, zeigt übrigens der Hund im Film „Zwischen Zwei Leben – The Mountain between Us“, der ab 7. Dezember im Kino läuft, auf.

Steckbrief:

Peter Heimburger leitet seine Hundeschule: “Peter und der Hund“ in Taufkirchen bei München.

Seit Jahren ist er von der Leistungsfähigkeit und den Einsatzmöglichkeiten der Hunde begeistert und hat sich daher auf die artgerechte Auslastung unserer Hunde durch entsprechende Nasenarbeit spezialisiert.

Des Weiteren bietet er Einzeltrainings für Hund und Mensch zur Lösung spezieller Probleme an. Die Nächste Ausbildung für Lawinensuchhunde findet im Februar statt. Infos hierzu können über die Homepage angefragt werden.

Mit Peter Heimburger in Kontakt treten: 

Über Daniel 327 Artikel
Bis auf wenige Jahre während meiner Ausbildung habe ich immer mit Hunden zusammen gelebt. Und ohne kann ich mir das Leben auch kaum vorstellen. Geht bestimmt, aber macht das Sinn?

1 Kommentar zu Der Hund als Lebensretter

  1. Sehr gute Artikel. Wir machen Mantrailing mit unseren beiden Hunden bei Herrn Heimburger. Es macht nicht nur Spaß , auch die Bindung wird enger. Wir können Herrn Heimburger nur zustimmen. Das sollten mehr Hundehalter tun!

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