Nicht nur in den Hipster Marketing Büros von Berlins Kreativagenturen gehören Hunde heute zum gängigen Erscheinungsbild vieler Arbeitsplätze. Vielmehr findet deutschlandweit ein Umdenken pro Hund statt. Das begrüße ich als Hundemensch und Hundebesitzer ausdrücklich. Mit diesem Artikel möchte ich dir helfen, bereits im Vorfeld die richtigen Weichen zu stellen und den ersten Arbeitstag mit Hund bestmöglich vorzubereiten.
Vor dem ersten Tag mit Hund am Arbeitsplatz
Zunächst einmal das Wichtigste: Grundsätzlich darfst du einen Hund mit zum Arbeitsplatz bringen. Voraussetzung ist natürlich, dass er die betrieblichen Abläufe nicht stört und der Chef das Mitbringen nicht bereits im Vorfeld ausgeschlossen hat. Auch bedeutet das Mitbringen von Hunden keinen Freifahrtsschein für die Zukunft. Dein Arbeitgeber besitzt Direktionsrecht und kann dir die Erlaubnis auch wieder entziehen (https://openjur.de/u/687726.html). Aber ich gehe jetzt erstmal davon aus, dass du den besterzogensten Hund der Firma hast.
In vielen Büros bereits gängige Praxis
In einigen Unternehmen wimmelt es bereits nur so vor Fellkindern. Auch wenn du also glaubst, dass ein Hund mehr oder weniger nicht mehr auffällt: Ich empfehle dir, frühzeitig anzukündigen, dass du demnächst nicht mehr alleine ins Büro kommst. So zeigst du dich von deiner besten kommunikativen Seite und gibst deinen Arbeitskollegen die Möglichkeit, sich gedanklich auf “den neuen Kollegen” einzustellen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und möchte nur selten überrascht oder überrumpelt werden.
Kläre im Vorfeld, ob es bei den bereits mitgebrachten Hunden Auffälligkeiten bei bestimmten Hundetypen gab und worauf du bei der Zusammenführung der Tiere achten musst.
Dein Hund ist der erste Hund am Arbeitsplatz
In Unternehmen, wo die Kultur und Struktur grade erst aufgelockert wird, bist du vielleicht die erste Person, die einen Hund mitbringt. Rechne damit, dass nicht alle Kollegen gleichermaßen begeistert sein werden. Die vielfach propagierten und erhofften positiven Veränderungen, die zahlreiche Studien belegen, stellen sich erst langsam mit der Zeit ein. Manchmal ist es ein bisschen wie in den Hollywood Filmen, in denen ein alter, unzufriedener Mann mit steinernem Herz ganz langsam durch einen Hund oder ein Kind seine sanftmütige Seite wiederentdeckt und sich in einen ganz neuen Menschen verwandelt.
Wenn dein Hund – wie oben bereits vermutet – zu den liebsten Hunden der Welt zählt, gib deinen ängstlichen Kollegen die Möglichkeit, dein Fellkind langsam kennen und lieben zu lernen. Im allerbesten Falle klärst du vorher auch die Verhaltensregeln mit deinen Arbeitskollegen ab.
Bist du einverstanden wenn dein Tier von den Kollegen Leckerchen bekommt oder ist das Tabu? Nicht jeder Hund möchte gestreichelt werden: Es ist nur vorausschauend, diese Infos vorher an deine Arbeitskollegen weiterzugeben. Auch das zeugt von Überlegtheit und Umsicht. Sprich im Vorfeld die Do´s und Dont´s ab, dann hast du am ersten Tag weniger Stress.
Checkliste vor dem ersten Tag:
- Der Hund ist gesund, frei von Parasiten (Würmer, Hundefloh…) und sauber.
- Bürste deinen Hund nochmal ordentlich durch.
- Das Unternehmen hat die Erlaubnis erteilt, bzw. das Mitbringen nicht verboten.
- Dein Kollegen sind informiert, die Spielregeln aufgestellt (Streicheln, Leckerchen…).
- Der Arbeitsplatz ist entsprechend vorbereitet (Hundekorb, Wassernapf, Spielzeug, Fressen).
- Du hast die Möglichkeit geprüft, in der Mittagspause einen Spaziergang machen zu können.
- Der Arbeitsplatz schadet deinem Hund nicht (zu laut, zu wenig klimatisiert, Geruchsbelästigung).
- Du hast ggf. eine Vertrauensperson hinzugezogen, die am ersten Tag bereit wäre, kurz auf das Tier aufzupassen, wenn du in ein Meeting musst.
- Dein Hund beherrscht die Kommandos “Auf den Platz” und “Bleib“.
Der erste Tag mit Hund am Arbeitsplatz
Während du wahrscheinlich voll mit positiven Emotionen bist, weil dein Hund endlich deinen Arbeitsplatz kennen lernt und ihr dauerhaft zusammen sein könnt, bedenke bitte eines: Der Hund ist ebenfalls ein Gewohnheitstier und für ihn entsteht heute eine ganz neue Situation. Und das bedeutet: Stress!!! Tue dir und deinem Hund bitte einen ganz großen Gefallen und gib ihm vorher die Möglichkeit, sich ausgiebig zu lösen und mach einen extra großen Spaziergang vor der Arbeit.
Als ich unseren Oscar das erste Mal mit in das damalige Großraumbüro genommen habe, war er so aufgeregt, dass sich sein Gesicht vor Anstrengung rot gefärbt (typisch Bordeauxdogge) hat. Beim Laufen konnte er nicht mehr innehalten und hat quer über die Auslegeware gepinkelt.
Im ersten Moment war mein Gemütszustand irgendwo zwischen lustig und peinlich berührt. Danach habe ich mich über mich selbst geärgert, da ich diese Situation nicht habe kommen sehen. Zugegeben, die vierbeinige Begleitung war nicht von langer Hand geplant, sondern aus der Not geboren, aber unser armer Oscar war sichtlich erschlagen von den vielen neuen Gesichtern und Eindrücken.
Damit bei dir alles glatt geht, möchte ich dir folgende Ratschläge mit auf den Weg geben:
- Geh mit deinem Hund vorher ausgiebig spazieren.
- Falls du es gestern nicht gemacht hast, bürste deinen Hund jetzt nochmal.
- Stelle den Hund mindestens deinem Vorgesetzten direkt vor.
- Führe ihn an der Leine ins Büro und lass ihn sich erstmal im Körbchen ablegen.
- Lass die Kollegen deinen Hund nach und nach Begrüßen.
- Vermeide Situationen, die ein Anspringen oder Knurren auslösen, indem du wachsam und umsichtig bist.
- Gib ihm Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen.
- Wenn möglich, wähle einen kurzen oder halben Arbeitstag für den Start.
Ich weiß genau, wie du dich jetzt fühlst. Es ist ein bisschen so, als wenn du deine bessere Hälfte oder deinen besten Freund einem anderen guten Freund vorstellst. Du wünscht dir, dass alles glatt läuft und am Ende des Tages alle Welt denkt “Mensch, das ist aber echt ein toller Hund”. Aber, das passiert in der Regel nicht. Es ist weit weniger spektakulär. Viel wahrscheinlicher ist, das einige Kollegen kaum Notiz nehmen, einige sich gestört fühlen und andere sich freuen werden, dass endlich ein Vierbeiner mit an Board ist. Zeig dich einfach von deiner besten Seite und gib deinem Hund ein sicheres Gefühl.
Eingewöhnungsphase Hund am Arbeitsplatz
Rom wurde nicht an einem Tag erbaut und auch dein Hund wird sich nicht am ersten Tag an seinen neuen Platz gewöhnt haben. Sofern es dir möglich ist, bring den Hund nach ein paar Stunden nach Hause. Die Anspannung in deinem Vierbeiner ist zum Knistern. Wenn du die Möglichkeit hast, führe in peu a peu in seine neue Umgebung ein. Nimm ihn vielleicht erstmal für eine Stunde mit ins Büro oder wähle Tage, wo weniger Betrieb herrscht, weil Kollegen im Urlaub sind.
Kritische Situationen aktiv vermeiden
Du kennst deinen Hund am besten. Du kannst ihn lesen wie ein offenes Buch und du siehst in seinen Augen und der Körperhaltung und Spannung seinen aktuellen Gemütszustand. Stehen die Zeichen auf Stress, dann nimm dir die Zeit, um deinen Hund aus der Situation zu befreien. Lauf einmal um den Block und noch wichtiger: Pass auf, dass die Arbeitskollegen in den Situationen nicht ungewollt zu Nahe kommen. Sie können deinen Hund nämlich nicht lesen!
Hundeunerfahrene beugen sich in guter Absicht über den Hund oder senden Signale aus, die den Hund verunsichern können. Lass es bitte nicht soweit kommen und behalte dein Tier stets im Auge.
Wann solltest du dir Alternativen überlegen
Nicht jeder Hund und nicht jeder Arbeitsplatz sind für einander gemacht. Wenn dein Hund ständig bellt, jault und nach Menschen schnappt ist er im Großraumbüro schlecht aufgehoben. Genauso wenig passend ist es, wenn 9 von 10 Arbeitskollegen Angst vor deinem Hund haben oder an einer Hundehaarallergie leiden. Hier solltest du dich nach Alternativen und einer für alle Parteien (Hund, Arbeitskollegen, den Betrieb und für dich selbst) passenden Lösung umschauen.
Weiterführende Tipps zum richtigen Umgang und Zusammenleben mit Hund im Büro.
Wir wünschen dir und deinem Hund einen guten ersten Tag im Büro!
Kommentar hinterlassen